Das Trendziel auf der arabischen Halbinsel entstand durch einen Staatsstreich. 1970 stürzte Qabus ibn Sa'id seinen Vater und schickte ihn ins Exil nach London. Der alte Sultan hatte den Oman im tiefsten Mittelalter gehalten. Unter seinem Regime gab es weder Strom noch fließendes Wasser. Telefon und Bücher waren verboten. Schulen und Krankenhäuser nur spärlich vorhanden. Der Sohn, erzogen in einem englischen Internat, führte seine Untertanen in das 20. Jahrhundert – behutsam.
Googelt man heute das Wort „Oman“, so erhält man das Schlagwort „Anti-Dubai“. Ergebnis einer gelungenen Marketingstrategie. Das Sultanat am Horn von Arabien hat sich mit großem Erfolg als ruhige Alternative zum lauten Dubai positioniert. Im Oman findet man keine Wolkenkratzer, keine Freizeitparks, keine Formel 1-Strecken. Das Land verlässt sich ganz auf seine natürliche Schönheit.
Den Kern dieser Strategie soll Qabus ibn Sa'id bei einem Aufenthalt in Deutschland kopiert haben: die rigiden Bauvorschriften. Er hatte in Garmisch-Partenkirchen beim Ausbau eines Hotels Bekanntschaft mit einem sturen bayerischen Beamten gemacht. Dieser Zwist wirkte nach. Seitdem ist die oberste Baubehörde im Oman ähnlich restriktiv: hohe Stockwerkzahlen sind verpönt, neue Wohnhäuser müssen dem landestypischen Stil entsprechen und große Teile der Küste stehen unter Naturschutz.
So wurde der Oman zum Gegenentwurf von Dubai, Abu Dhabi und Katar. Eine ungezähmte Schönheit mit kilometerlangen Sandstränden, zerklüfteten Bergen, idyllischen Oasen und endlos weiten Wüsten. Und trotzdem oder gerade deshalb leben die 2.7 Millionen Omanis in einem modernen Staat. Sie leben nämlich im Einklang mit ihren alten Traditionen. Fortschritt bedeutet im Oman nicht zwangsläufig den Verlust der kulturellen Wurzeln.
Shangri-La Barr Al JissahDie besonnene Entwicklung des Sultanats zeigt sich auch im Tourismus. Während bei den Nachbarn die Luxusherbergen im Sechs-Monats-Takt in den Himmel schießen, bietet der Oman insgesamt nur zehn Fünf-Sterne-Hotels. Sechs davon stehen in der „Capital Area“ von Muscat: das Al Bustan Palace, das Chedi, das Grand Hyatt, das Interconti, das Sheraton und das Shangri-La Barr Al Jissah Resort.
Würde man als Maßstab für die Güte eines Luxushotels die Ausstrahlung des General Managers nehmen, so hätte das Shangri-La gute Papiere. Robert A. Bormes (54) ist ein ausgesprochen sympathischer, humorvoller und kultivierter Zeitgenosse. Der Amerikaner steht seit acht Jahren in den Diensten der asiatischen Hotelgruppe, die weltweit 72 Luxushotels betreibt. Bevor er in den Oman reiste, managte er die Shangri-La-Filialen in Shanghai, Beijing und Hong Kong.
Sein aktueller Arbeitsplatz ist Al Jissah – knapp 20 Autominuten südlich von Muscat gelegen. Die Bucht liegt eingebettet zwischen den schroffen Felsen des Hajar-Gebirges und den blauen Wellen des Golfs von Oman. Ein Platz, mit dem sich Allah besonders viel Mühe gegeben hat.
Hier herrscht Robert A. Bormes über drei Fünf-Sterne-Häuser mit insgesamt 650 Zimmern. Das Al Husn bietet Ruhe und Abgeschiedenheit. Hier ist fast alles „private“. Kombiniert mit einem Höchstmaß an Luxus und Service. Das Al Bandar wiederum lockt mit Business, Food und Spa. Das Hotel zählt elf Konferenzräume, sechs Restaurants und eine ambitionierte Wellness Oase. Das Al Waha schließlich wurde für Familien konzipiert. Kinder-Pool, Spielplatz und Rundum-Betreuung im Turtle-Club sorgen für ausgeglichene und entspannte Eltern.
Restaurant Bait Al BahrKulinarisch bleiben im Shangri-La Barr Al Jissah nur wenige Wünsche offen. Die Restaurants der drei Hotels bieten Spezialitäten aus Italien, Spanien, Südamerika, Marokko, Indien und natürlich aus dem Oman. Serviert wird häufig und gerne unter freiem Himmel. Zumindest im Winter, wenn die Temperaturen bei angenehmen 25 Grad liegen. Im Sommer dagegen sind die Terrassen verwaist. Sogar in der eher kühlen Küstenregion steigt dann das Quecksilber auf bis zu 45 Grad und mehr.
Nicht fehlen darf ein Besuch im Bait Al Bahr. Das gemütliche Strandrestaurant spielt in der lukullischen Champions League. Es serviert köstliches Seafood nach traditionellen arabischen Rezepten: Muscheln, Gambas, Tintenfische, Thunfischsteaks, Seebarsche und Langusten. Ein „Roasted Omani Lobster with crushed mirin and tomato foam“ nimmt es dabei locker mit der Sonne auf, die während des Dinners spektakulär im omanischen Meer versinkt.
Das Angebot des Shangri-La Barr Al Jissah bewegte übrigens die Leser des amerikanischen Reisemagazins “Traveler” das Resort unter die "Top 10 in the Middle East" zu wählen.
Hotel
Shangri-La Barr Al Jissah
Muscat 100 Oman