Das "Luxusleben" eines Restaurants-Testers ist hart. Die Inspektoren sind ständig auf Achse. Bei Michelin zum Beispiel besuchen sie jedes Jahr etwa 500 Restaurants.
Nach jeder Mahlzeit, Übernachtung oder Kontrollvisite verfasst der Inspektor einen ausführlichen Bericht. Die Protokolle dienen unter anderem als Grundlage für die „Sterne-Konferenzen" in den einzelnen Ländern. Dabei treffen sich der Chefredakteur der jeweiligen Ausgabe, die zuständigen Tester und der Direktor aller Michelin-Guides. Diese illustre Runde berät dann über die Vergabe der begehrten Auszeichnungen.
Alle Inspektoren verfügen über eine fundierte Ausbildung an einer Hotelfachschule und darüber hinaus bis zu 10 Jahre Berufserfahrung in einem Hotel oder Restaurant. Das erste Einstellungsgespräch führt der Anwärter mit einem erfahrenen Inspektor des Michelin-Guide. Und zwar nicht in einem Büro wie in anderen Branchen üblich, sondern in einem Restaurant.
Am Ende der Mahlzeit wird der Bewerber gebeten, einen Bericht über seine Beobachtungen während des Essens zu verfassen. Unter anderem muss er die Qualität des Services bewerten und erkennen, ob beispielsweise die Abstände zwischen den Tischen zu eng sind oder die Teller an den Nachbartischen voll oder leer zurückgehen. Außerdem muss er eine persönliche Einschätzung der Essens, der Qualität der Grundprodukte und der Küchenleistung abgeben. Dabei wird geprüft, wie gut er sich an Details erinnern kann. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für seine künftige Aufgabe! Besteht der Bewerber diese erste Hürde, wird er eingestellt.
Danach begleitet er einen erfahrenen Inspektor drei bis sechs Monate bei der Arbeit, um sich mit der Kultur des Michelin-Guide vertraut zu machen und die Kriterien für die Vergabe der Michelin Sterne oder des Bib Gourmand kennenzulernen. Er lernt unter anderem, welche Unterschiede es zwischen einem, zwei und drei Sternen gibt und wann fünf rote oder drei schwarze Dächer für den Komfort eines Hotels angebracht sind. Am Ende dieser Einarbeitungszeit darf er erstmals allein auf Tour gehen.
Ein Inspektor des Michelin-Guide muss ein passionierter Gastronomie-Liebhaber sein, der gern isst, neue Gerichte probiert, Entdeckungen macht und Menschen begegnet. Ihm darf aber auch häufiges Alleinsein nichts ausmachen. Er darf kein Problem damit haben, allein unterwegs zu sein, allein in einem Restaurant zu speisen und ohne seine Familie in einem Hotel zu übernachten.
Und er muss äußerste Diskretion wahren. Es kommt durchaus vor, dass selbst die Familie des Michelin Inspektors nicht weiß, wohin ihn seine Dienstreise führt. Und er darf vor dem Erscheinen des Michelin-Guides nicht verraten, welche Auszeichnung ein Haus erhält und ob ein langjähriges 2-Sterne-Restaurant endlich den dritten Stern bekommt.